Also, eigentlich bin ich ja gar nicht sooooo… Aber kürzlich konnte ich es mir nicht verkneifen, den Ratschlag eines windigen Selbsthilfegurus zu befolgen, das nächstbeste Buch zu schnappen, Seite 117 aufzuschlagen, den zweiten Satz zu lesen….
Und voilà, da war es, mein Mantra für 2017:
„Wo sind meine Geschenke?“,
schrie es mir zwischen den Zeilen entgegen.
Volltreffer, dachte ich – im ersten Moment. Bis mich im zweiten mein angeborenes Misstrauen zur Vorsicht mahnte. Hatte sich das Universum, dieser ulkige Spaßvogel, etwa einen Scherz mit mir erlaubt? Oder war es tatsächlich in Ordnung, 2017 um einen Geschenke-Vorschuss zu bitten?
War ich dem Jahr nicht vorab vertraglich zur Selbstkasteiung und Selbstoptimierung verpflichtet, zu einem produktiven Beitrag für das kosmische Bruttosozialprodukt, zur rituellen Opferung von Liebenswürdigkeit, Fleiß und Überstunden, bevor ich vielleicht, unter Umständen, man weiß es nicht genau einen Bonus zu erwarten hätte?
Mal ehrlich. Hatte sich mein 4jähriges Ich etwa zu irgendwas verpflichtet, bevor es jeden, der auch nur einen Fuß über unsere Türschwelle setzte – und ich meine nicht nur geschäftsreisende Väter, Onkels, Tanten und Großeltern, nein auch den Postboten, Stromableser und die Zeugen Jehovas – mit der Frage empfing: „Hast Du mir was mitgebracht?“?
Und alle hatten sie was mitgebracht. Lustige Anhänger für mein Bettelarmband, Plastik-Bänder für´s Bonanza-Rad, Katzenzungen, Haarspangen, Pixi-Bücher, Mobilees, Medizini-Poster, quietschbunte Kaugummi-Kugeln, Luftballons, Knete, Kreide, Seifenblasen, Bibelverse, Lutscher, Lupen, Sammelbilder, Taschenlampen… Und wenn einer es tatsächlich wagte, mit leeren Händen aufzutauchen, griff er meist mit schuldbewusster Mine in die Hosentasche und zauberte mit den Worten „Kauf Dir ein Eis, Kleine!“ eine 50-Pfennig-Münze hervor.
Ich erwartete Geschenke, also bekam ich welche! Und ich revanchierte mich mit nichts weiter als einem breiten Milchzahnlächeln.
Doch heute sieht die Sache anders aus. Seitdem mir irgendein Besserwisser – der von den universellen Zusammenhängen offensichtlich keinen blassen Schimmer hatte – eingeredet hat, ich müsse erst mal liefern, bevor ich was zu erwarten hätte, sieht´s mau aus mit Geschenken… Und ich rede nicht von solchen mit hübschem Papier und roter Schleife drum… (Obwohl ich, liebes 2017, – ich muss es gestehen – auch in dieser Richtung einen massiven Umsatz-Rückgang zu verzeichnen habe…)
Sondern ich spreche von freundlichen Begegnungen… Passanten, die einem die Tür aufhalten… Hustenbonbons von Mitreisenden… Begeisterten Kunden… Starken Männern für schwere Sachen … Dankbaren Nachkommen … Unangemeldetem Besuch … Handgeschriebenen Briefen… Schockverliebten, die mit Blumenstrauß in der Eingangshalle des Flughafens campieren ….
Du siehst 2017, mein Wunschzettel ist lang.
Also: Her mit den Geschenken! Und zwar pronto, wenn ich bitten darf!
Haben Sie mal einen Blick auf den Kalender geworfen? Sie sind bereits mehr als drei Wochen im Rückstand!
PS: Wurde soeben von einem wildfremden Ehepaar mit einem herzlichen Ciao begrüßt. Good Job, 2017. Weiter so!
Wenn Sie wissen wollen, was ich für Sie persönlich tun kann, sind Sie hier goldrichtig.